Bei der Ersatzbeschaffung der Drehleiter wurde am 28. April 2020 ein wichtiger Meilenstein erreicht: Der Gemeinderat hat einstimmig dem Beschlussvorschlag für die Auftragsvergabe zugestimmt.
Nach den Werksbesichtigungen bei den beiden Marktführern und Fahrzeugvorführungen bei vier Feuerwehren mit Drehleitern aus den aktuellen Baureihen erarbeitete der Fahrzeugausschuss ein Grundgerüst für die Spezifikationen, die vom Büro FSG-Beratungen in die Ausschreibungsunterlagen eingearbeitet wurden. Auf 62 Seiten bilden diese detailliert die Anforderungen, die an das neue Fahrzeug und die vorgesehene Beladung gestellt werden, ab. In einer gemeinsamen Besprechung wurden die Unterlagen dem Fahrzeugausschuss vorgestellt und an einigen Stellen angepasst. Hierbei konnten auch wertvolle technische Hinweise von Marcus Frank, der die Unterlagen erstellte, aufgenommen und eingearbeitet werden.
Aufgrund des Investitionsvolumens von insgesamt über 700.000 Euro erfolgte die Ausschreibung für die Drehleiter europaweit und war mit Fahrgestell, Aufbau und Beladung in drei Lose aufgeteilt. Für Fahrgestell und Aufbau gingen jeweils zwei Angebote ein, wobei es sich hier um zwei Bieter handelte, die als Generalunternehmer sowohl das Fahrgestell als auch den Aufbau anboten. Mit mehr Angeboten war aufgrund des übersichtlichen Marktes auch nicht zu rechnen. Für die Beladung gingen ebenfalls zwei Angebote ein. Bei der Prüfung der eingereichten Unterlagen wurde allerdings festgestellt, dass ein Angebot für Fahrgestell und Aufbau aufgrund formaler Fehler nicht gewertet und damit nicht berücksichtigt werden konnte. Die Vorschriften für die Vergabe sind hier sehr deutlich gefasst und lassen auch keine Spielräume zu.
Als Lieferant für die Drehleiter kam daher nur noch die Firma Rosenbauer mit Betriebssitz in Karlsruhe (früher Metz) in Frage. Sie hat eine DLA(K) 23/12 auf einem Mercedes-Benz angeboten. Die inhaltliche Prüfung der Unterlagen ergab auch eine vollständige Übereinstimmung mit den geforderten Merkmalen. Für die Lieferung der Beladung lagen zwei technisch identische Angebote vor, da beide Händler dem gleichen Einkaufsverband angehören. Hier erfolgte die Vergabe daher ausschließlich nach dem Angebotspreis und die Entscheidung fiel auf die Firma Bastian, die ebenfalls in Karlsruhe sitzt und heute schon zu den Lieferanten der Stadt Nagold gehört.
Als Fahrgestell der neuen Drehleiter wird ein Mercedes-Benz Atego 1630F mit einem automatischen Allison-Wandlergetriebe verwendet. Um die persönliche Schutzausrüstung und Ausrüstungsgegenstände wie Funkgeräte und Handlampen sicher lagern zu können, kommt dabei ein verlängertes Fahrerhaus zum Einsatz. Beim Aufbau der Leiter wurde im Vorfeld besonderer Wert auf eine möglichst hohe Zuladung im Korb gelegt, da die Zahl der Transporte von adipösen Patienten für den Rettungsdienst ständig zunimmt und die Anforderungen die Leistungsfähigkeit der Drehleitern oftmals ausreizen. Die neue Drehleiter wird daher eine Zuladung von 500 kg statt bisher 270 kg haben. Die Beladung wurde hierfür angepasst, z.B. mit einer Schwerlastschleifkorbtrage und einem System zur Rettung in einer hängenden Trage. Der deutlich größere Fünf-Mann-Korb wird, wie das Gelenk im Leitersatz, auch bei anderen Einsätzen verbesserte Möglichkeiten bieten und ist zur Sicherung bei Arbeiten außerhalb des Rettungskorbs mit einem Selbstsicherungssystem ausgestattet. Vorteilhaft für die schnelle Aufnahme der Brandbekämpfung ist die feste Verrohrung im Korb für die Wasserförderung, die eine Verbindung zwischen Leitersatz und Korb überflüssig macht. Im Korb selbst sind zukünftig auch Schlauchmaterial und ein Holstrahlrohr dauerhaft gelagert.
Da das angebotene Fahrzeug bereits vorproduziert und teilweise aufgebaut ist und sich bereits bei der Firma Rosenbauer befindet, ist nach aktuellem Stand mit keinen Verzögerungen in Folge der Corona-Krise zu rechnen. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass mit einer voraussichtlichen Lieferzeit von etwa sechs Monaten die sonst üblichen Fristen von über einem Jahr sogar deutlich unterschritten werden.